Die Plastiktüte im Spitzenschach

Amberg, 26.11.2018 (ue) Schon vor Jahren erschien es mir etwas bizarr, dass bei Live-Übertragungen immer wieder Spitzenspieler mit Plastiktüten zu sehen waren. Manchmal etwas versteckt. Manchmal offensiv zur Schau gestellt, wie bei Kramnik, der nach Partieende mit ihr aus dem Bild ging; bisweilen sie aber vergaß und dann noch auffälliger wieder ans Brett zurückkehrte und sie „abholte“.

Auch beim Grenke-Open in Karlsruhe konnte man davon ausgehen, dass wenn man jemanden mit Plastiktüte sah, er keineswegs in prekären Verhältnissen lebte, sondern an den Spitzenbrettern anzutreffen war.

Auch das „Team Carlsen“ war auf dem Weg zur 10. Partie plastiktütenorientiert. Bei Fahrrad-Teams gibt es ja die bekannten Wasserträger, beim Schach offenbar die Tütenträger. Was jeweils in den Tüten ist? Wir werden es wohl nie erfahren.

Diese(s) Phänomen/Marotte/Eigenheit ist auch schon mal GM Simon Williams aufgefallen. Berichtet er doch davon, dass er eine erfolgreiche Strategie entwickelt hat, um eine noch unbekannte Turnier-Location zu finden: Fahre mit dem ÖPNV, wenn jemand an der richtigen Haltestelle aussteigt und eine Plastiktüte hat, die nicht als Einkaufstüte dient, gehe ihm einfach hinterher und in 99% der Fälle führt er dich schnurstracks zum Turnier!

Vielleicht sollte wir zur Einschüchterung unserer Gegner auch verstärkt mit Plastiktüten erscheinen? Die Sache hat allerdings einen Haken: Der Gegner muss auch wissen, dass die Plastiktüte ein Symbol der Spielstärke ist.